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6. August 2013

Kunst mit Verfallsdatum?

Was die Saatchi Gallery ist, muss man wohl kaum erklären, denn sie ist weit über die Grenzen Londons hinaus bekannt und die Kunst die hier gezeigt wird, kann durchaus als „en vogue“ bezeichnet werden.
Wem es nicht möglich ist nach London zu pilgern, der kann sich immer noch Saatchi Online einverleiben, eine sehr populäre Online-Kunstplattform, auf der mehr als 100000 Künstler anzutreffen sind.
Die Galerie selbst ist in etwa so wie man es erwarten würde, ein vornehmes Gebäude in einem vornehmen Londoner Stadtteil. Weiße rechteckige Räume, keine Fenster aber gleichmäßiges Licht und helle Holzfußböden, hier soll wohl nichts von der Kunst ablenken. Das Programm ist schnell erklärt, die Galerie Saatchi zeigt die Sammlung Saatchi, mal aus Fernost, mal aus Amerika, mal aus Großbritannien.
Wer ist aber dieser Saatchi, der die ganze Kunst sammelt? Diese Frage kann wohl nicht hinreichend beantwortet werden, denn genau wie die Architektur seiner Galerie hält er selbst sich zurück. 1970 gründet er mit seinem Bruder die Werbeagentur Saatchi&Saatchi, von der er 2006 seine Anteile verkauft, inklusive vieler lukrativer Kunden. In seiner Autobiografie, in Form eines Interviews mit sich selbst, beschreibt Saatchi das Prinzip seiner Kunstsammlung so: „Ich kaufe die Kunst die mir gefällt.Und wenn sie mich nicht mehr aufregt, anregt, inspiriert oder irritiert- dann kaufe ich etwas anderes.“
Also wie ist nun die Kunst die Charles Saatchi im Juli 2013 gefällt? Nun ja, vor allen Dingen ist sie sehr vielfältig, es werden sehr junge britische Positionen neben asiatischer Kunst gezeigt. Louis Vuitton Tüten aus denen Bäume raus geschnitten wurden, neben Pappbechern die mit Comics bemalt sind. Auch die qualitative Spannweite der Kunst ist riesig, sie geht von Zeichnungen die aussehen wie aus einem zwölfte Klasse Kunst-Leistungskurs bis hin zu hyperrealistischen Puppe-Gegenstandkreuzungen, die einen wohlig erschaudern lassen.
Was diesem Saatchi jetzt eigentlich gefällt, wird nicht so richtig klar aber wahrscheinlich ist das auch nicht wichtig, denn während die Arbeiten hier ausgestellt werden hat er sein Interesse daran vielleicht schon längst verloren und ist zu neuen künstlerischen Ufern aufgebrochen.
Mir fällt auf, dass besonders im Bereich der Zeichnung und Malerei die Arbeiten ziemlich voll sind. Alles großformatig und bis auf den äußersten Rand bemalt, mit so viel verschiedenen Inhalten und dargestellten Szenen, dass diese locker Material für zehn Bilder hergeben würden. Viele der dreidimensionalen Arbeiten sind aus Papier und bestehen aus unzähligen Einzelteilen, die Vermutung das hier viel Zeit und Fleiß investiert wurde, liegt nah. Wäre man bösartig, könnte man fragen, ob hier der Wert eines Objekts anhand der Arbeitsstunden der Produktion ermittelt wird.
Das alles zusammen in den Räumen der Galerie, eine Position neben der anderen, anstatt ihnen Raum zu geben, müssen sich die Arbeiten unweigerlich mit einander messen. Ob in einem solchen Umfeld die wirklich interessanten Positionen eher in Erinnerung bleiben oder in der Masse versinken ist die große Frage. Denn sie sind durchaus da, vor allen Dingen wenn man sich die junge Kunst anguckt.
Egal was man resümierend von dieser Auswahl hält, Charles Saatchi ist einer der ganz Großen auf dem internationalen Kunstmarkt. Ein Mann der die Fähigkeiten, die Möglichkeiten und die Position hat um einen Künstler erheblich voran zu bringen. Vor allem in Sinne der ausgestellten Künstler ist das natürlich vielen von ihnen zu wünschen.