Die Türen der Art Cologne haben sich schon längst wieder geschlossen, die Bilder sind in Noppenfolie eingeschlagen und verschifft, ohne roten Punkt zurück in die Bestände der Galerien, mit rotem Punkt zu ihren neuen Besitzern. Übrig geblieben sind nur kahle Wände, gespickt mit Nägeln und Schrauben und irgendwo in einer Ecke die leeren Prosecco und Weißweinflaschen.
Zeit ein Résumé zu ziehen. 2016 ist das 50igste Jubiläum der Art Cologne und nach einigen Höhen und Tiefen ist der rheinische Handelsplatz für Kunst wieder der Wichtigste in Deutschland. Wenn man es mit dem Kunstgiganten aufnehmen möchte, muss man schon ins Ausland gucken, wie nach Basel zur Art Basel oder zur Frieze Art Fair nach London . Was das Künstlerherz immer ein bisschen bluten lässt ist der Charakter der Messe als reine Verkaufsausstellung. Die Stände der einzelnen Galerien nach Epoche, Prestige und Wirtschaftskraft sortiert und immer, immer voll bis auf den letzten Quadratzentimeter. Die museal nahezu in Vergessenheit geratene Petersburger Hängung wird allerorts reanimiert oder die Arbeiten maximal in 20cm Abständen nebeneinander arrangiert. Die ganzen Wände sind nur den Herr Richters und Frau Grosses unter den Künstlern vorbehalten. Natürlich könnte man jetzt kritisch hinterfragen, warum nicht der aus Hinter-Usbekistan stammende Künstler XY endlich mal die geballte Aufmerksamkeit der Kunstwelt genießen kann, aber die Frage beantwortet sich von selbst. Nicht ohne Grund heißt es Kunstmarkt und gepusht wird was sich verkauft.
Was also gibt es zu sehen in diesem Kunstsupermarkt? Eigentlich alle Jahre wieder das gleiche Prinzip. Ein paar Künstler die gerade der „heiße Scheiß“ sind und von denen die Galerien selbst den kleinsten Druck aus der hintersten Ecke rauskramen. Dieses Jahr die Zero-Künstler wie Heinz Mack, Günther Uecker und Otto Piene. Dann gibt es die großen zeitgenössischen Namen die immer laufen, siehe oben und Evergreens wie den „Blauen Reiter“ von denen immer Mal wieder ein Bild auftaucht. Neues gibt es nur in homöopathischen Dosen, man will den geneigten Kunstkäufer nicht verschrecken, bleibt man aufmerksam entgeht einem aber auch das nicht.
Eigentlich lässt sich die ganze Messe in einer Anekdote zusammenfassen: Man stelle sich die Koje einer der bekannteren Galerien vor, vorne die großen Namen um den Besucher anzulocken, hinten die, die es mal werden sollen. Da hinten zu finden, ein junger aufstrebender Künstler mit eigener Handschrift und hohem Wiedererkennungswert. Sein Beitrag zur Art Cologne sind einige kleinformatige Darstellungen von Topfpflanzen. Ohne Frage sehr gekonnt gemalt und voller Spontanität und Leichtigkeit aber in der Summe ihrer Teile doch Topfpflanzen. Daneben vom gleichen Künstler in ähnlichem Format ein Farbverlauf, oben lackartig glänzend und makellos, unten suppig-pastos, als würde er gleich über die Leinwand hinaus laufen, schlichtweg wunderschön. Alle Arbeiten schon gespickt mit roten Punkten, außer Einer. Welche? Natürlich der Farbverlauf.
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Anna Szermanski
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Kunst gucken
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Art Cologne 2016