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22. März 2016

Ein Blick ins Kunsthaus Essen

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man ist Künstler, Maler, Bildhauer, Fotograf, Bühnenbildner, Musiker… Das bedeutet viel Arbeit im stillen Kämmerlein. Man werkelt vor sich hin, probiert dieses und jenes, experimentiert, scheitert, verwirft und findet Lösungen. Geht man davon aus, das Kunst einen Rezipienten braucht, kommt irgendwann der Tag an dem man mit dem Geschaffenen an die Öffentlichkeit tritt. Jetzt muss man unweigerlich mit den Reaktionen des Publikums umgehen oder sich ihnen entziehen und dann kehrt man zurück in sein Kämmerlein. Für die Misanthropen unter uns klingt das wohl wie die schiere Erfüllung, bis auf den Ausstellungsteil vielleicht. Andere möchten aber bei der Arbeit kurz mal in der Küche jemanden auf einen Kaffee treffen oder sich auch im Arbeitsprozess schon mal austauschen. Was also tun?
Wie wäre es damit sich mit fünf Leuten eine ehemalige Industriehalle als Atelier zu mieten? Betonböden- und wände, zugige Fenster und keine Heizung für nur 250 Euro im Monat. Gratis im Paket enthalten ist immer jemand der da ist, wenn man seine Ruhe haben möchte, überall sein Zeug rumliegen lässt, dafür aber ständig die Wasserwaage klaut und nur bei Electro, das die ganze Halle beschallt, arbeiten kann.
Eine Möglichkeit inmitten diesen beiden verlockenden Varianten sind Atelierhäuser wie das Kunsthaus Essen. In Essen Rüttenscheid zwischen knubbeligen Wohnhäusern gelegen, ragt es kirchenähnlich hervor. Auf mehreren Stockwerken beherbergt es ca. 30 Ateliers, Ausstellungsräume und eine Bar. Man findet Künstler aller Medien und unterschiedlichster Nationalitäten, jeder bringt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten ein. Jedes Atelier hat eine Tür die man verschließen kann aber genauso auch öffnen für Gesellschaft, Hilfe oder Diskussionen. In den Ausstellungsräumen werden renommierte und junge künstlerische Positionen gezeigt. Im Moment die von Oliver Ross und mir. Bei Ausstellungsgestaltung, Logistik und Aufbau helfen Künstler aus dem Haus oder schauen mal auf einen Plausch herein. In der Bar finden am „MontagTontag“ Konzerte statt. Hier werden Brücken gebaut zwischen Kunst schaffen, vermitteln und ausstellen. Ein Forum also für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst auf unterschiedlichen Ebenen und schlichtweg ein sehr guter Arbeitsort. Denn so schön und behaglich es auch manchmal im eigenen Kopf ist, so muss man ab und zu, in seinem eigenen Sinn, die Fühler ausstrecken und um sich herum gucken.